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Autoneum erzielt soliden Konzerngewinn dank Steigerung von Umsatz und Profitabilität

Sehr geehrte Aktionärinnen, sehr geehrte Aktionäre

Im ersten Halbjahr 2023 haben sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Automobilzulieferindustrie gegenüber der Vorjahresperiode verbessert. Bereits im ersten Quartal waren eine leichte Entspannung bei den Lieferketten und ein Anstieg der Produktionsvolumen bei Fahrzeugherstellern zu beobachten. Dies galt insbesondere für die Märkte, die zuvor besonders stark von Lieferengpässen betroffen waren.

Die weltweite Automobilproduktion wuchs gegenüber der Vorjahresperiode um 11.8%*, obwohl die Verbrauchernachfrage in einigen Märkten von den hohen Fahrzeugpreisen etwas gedämpft wurde. In diesem verbesserten Marktumfeld und unterstützt durch die Übernahme des Automotive-Geschäfts der deutschen Traditionsfirma Borgers per 1. April 2023 konnte Autoneum den Umsatz und das Konzernergebnis in den ersten sechs Monaten gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich steigern.

Positive Umsatzentwicklung unterstützt durch anorganisches Wachstum

Der Umsatz von Autoneum nahm im ersten Halbjahr 2023 in absoluten Zahlen um 213.9 Mio. CHF auf 1 102.6 Mio. CHF zu (Vorjahresperiode: 888.7 Mio. CHF). Auf Gruppenebene betrug das organische Wachstum in Lokalwährungen 10.7%. Damit bewegte sich Autoneum etwa auf Niveau des Marktes. Hinzu kam ein anorganisches Wachstum in Lokalwährungen von 20.2%, das auf die Übernahme des Wettbewerbers Borgers Automotive zurückzuführen ist. Die übernommenen Borgers-Einheiten wurden im zweiten Quartal 2023 erstmals konsolidiert. Negative Wechselkurseffekte belasteten die Umsatzentwicklung gegenüber der Vorjahresperiode mit 60.5 Mio. CHF.

Deutliche Verbesserung der operativen Profitabilität und solider Konzerngewinn

Das EBIT stieg im ersten Halbjahr 2023 signifikant um 78.5 Mio. CHF auf 84.9 Mio. CHF an (Vorjahresperiode: 6.4 Mio. CHF). Auch die EBIT-Marge verbesserte sich erheblich um 7.0 Prozentpunkte auf 7.7% (Vorjahresperiode: 0.7%). Dieses EBIT enthält einmalige positive Netto-Sondereffekte von insgesamt 39.9 Mio. CHF (Vorjahresperiode: –5.6 Mio. CHF): Dem Gewinn aus dem günstigen Erwerb von Borgers Automotive in der Höhe von 109.1 Mio. CHF stehen negative Einmaleffekte von insgesamt 69.1 Mio. CHF gegenüber. Diese resultieren aus einer Wertberichtigung von Sachanlagen in der Höhe von 52.0 Mio. CHF, die infolge reduzierter Erwartungen an die Umsatzentwicklung in Nordamerika vorgenommen wurde, aus Restrukturierungsaufwendungen in Europa und China sowie akquisitionsbezogenen Kosten. Folglich stieg das Konzernergebnis um 70.6 Mio. CHF auf 57.8 Mio. CHF (Vorjahresperiode: –12.8 Mio. CHF). Das um Sondereffekte bereinigte EBIT betrug 45.0 Mio. CHF (Vorjahresperiode: 12.0 Mio. CHF) und erhöhte sich damit um 33.0 Mio. CHF. Die EBIT-Marge ohne Sondereffekte verbesserte sich entsprechend von 1.4% auf 4.1%. In Nordamerika wurde dank betrieblicher Verbesserungen und höherer Produktionsvolumen der operative Break-even mit einer EBIT-Marge vor Sondereffekten von –0.4% nahezu erreicht. Die wesentlichen Gründe für die gesteigerte Profitabilität im ersten Halbjahr 2023 sind betriebliche Verbesserungen, weitere mit Kunden neu verhandelte Preis- und Lieferkonditionen sowie sinkende Rohstoff-, Energie- und Transportkosten. Dieser positive Effekt wurde allerdings durch eine höhere Inflation bei den Personalkosten gemindert. Die Stop-and-Go-Produktion bei den Fahrzeugherstellern ging dank der Entspannung in den Lieferketten zurück, was sich weltweit positiv auf die Profitabilität auswirkte.

Eigenkapitalquote beeinflusst durch die Übernahme von Borgers Automotive

Autoneum hat mit der Übernahme des Automotive-Geschäfts von Borgers per 1. April 2023 eine einmalige Chance genutzt und damit eine wichtige Voraussetzung für zukünftiges Wachstum geschaffen. Die Finanzierung der Transaktion wurde durch einen Überbrückungskredit sichergestellt. Die langfristige Refinanzierung wird durch die angekündigte Kapitalerhöhung von rund 100 Mio. CHF erfolgen.

Per 30. Juni 2023 betrug die Eigenkapitalquote 25.7% (31. Dezember 2022: 29.4%), beeinflusst durch die hauptsächlich akquisitionsbedingte Erhöhung der Bilanzsumme um 411.2 Mio. CHF auf 1 883.1 Mio. CHF (Vorjahresende: 1 471.9 Mio. CHF). Der Free Cashflow von –93.6 Mio. CHF (Vorjahresperiode: 45.2 Mio. CHF) reflektiert den einmaligen Netto-Cash-Abfluss von 96.0 Mio. CHF für die Akquisition von Borgers Automotive und den Aufbau des Nettoumlaufvermögens um 49.0 Mio. CHF, wovon 28.1 Mio. CHF auf den Wiederaufbau des Nettoumlaufvermögens von Borgers in Deutschland entfallen. Ohne die genannten Sondereffekte durch die Borgers-Akquisition ergibt sich ein Free Cashflow von 30.6 Mio. CHF, der sich leicht unter dem Vorjahresniveau bewegt, dies vor allem aufgrund von Investitionen in das Sachanlagevermögen, welche sich um 11.4 Mio. CHF erhöhten. Die Nettoverschuldung (exklusive Leasingverbindlichkeiten) hat sich hauptsächlich wegen des akquisitionsbedingten Rückgangs des Free Cashflows und der Leasingzahlungen im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zum Jahresende 2022 um 130.9 Mio. CHF erhöht; sie betrug per Stichtag 383.1 Mio. CHF (31. Dezember 2022: 252.2 Mio. CHF).

Schaffung eines Kapitalbands

Für die im Herbst geplante Kapitalerhöhung von rund 100 Mio. CHF zur langfristigen Refinanzierung der Übernahme von Borgers Automotive haben die Aktionärinnen und Aktionäre bereits anlässlich der Generalversammlung vom 23. März 2023 der Schaffung eines Kapitalbands mit grosser Mehrheit zugestimmt. Beide Ankeraktionäre, Artemis Beteiligungen I AG und PCS Holding AG, haben angekündigt, im Verhältnis zu ihren derzeitigen Beteiligungen an der Kapitalerhöhung zu partizipieren.

Business Groups

Der in Schweizer Franken konsolidierte Umsatz der Business Group Europe erhöhte sich im Vergleich zur Vorjahresperiode deutlich um 180.7 Mio. CHF auf 496.5 Mio. CHF (Vorjahresperiode: 315.8 Mio. CHF). In Lokalwährungen betrug das organische Wachstum 13.8% und entwickelte sich damit unter dem Markt, der um 19.7%* zulegte. Das akquisitionsbedingte Wachstum aus der Borgers-Übernahme belief sich auf 48.9%. Insgesamt stieg das EBIT um 8.6 Mio. CHF auf 9.7 Mio. CHF (Vorjahresperiode: 1.0 Mio. CHF) bei einer EBIT-Marge von 1.9% (Vorjahresperiode: 0.3%). Ohne einmalige negative Sondereffekte in der Höhe von 12.4 Mio. CHF, die unter anderem Restrukturierungsaufwendungen für die beabsichtigte Schliessung des Standortes Ryazan in Russland und eines Werkes in Grossbritannien beinhalten, ergab sich ein EBIT von 22.1 Mio. CHF mit einer EBIT-Marge von 4.4%. Die signifikante Steigerung ist auf operative Verbesserungen, die im Berichtszeitraum realisierten Inflationskompensationen, das gestiegene Marktvolumen in Europa sowie einen leichten Rückgang der Stop-and-Go-Produktion bei den Automobilherstellern zurückzuführen.

Die Business Group North America steigerte den in Schweizer Franken konsolidierten Umsatz im Vergleich zur Vorjahresperiode signifikant um 53.9 Mio. CHF auf 436.9 Mio. CHF (Vorjahresperiode: 383.0 Mio. CHF). Das organische Wachstum betrug 8.6%, während der Markt um 12.5%* zunahm. Das akquisitionsbedingte Wachstum belief sich auf 7.3%, wiederum aufgrund der Borgers-Übernahme. Autoneum musste zudem in der Business Group North America eine Wertberichtigung des Anlagevermögens in Höhe von 52.0 Mio. CHF vornehmen: Das Unternehmen geht davon aus, dass sich der Umsatz in Nordamerika langfristig nicht wie ursprünglich angenommen entwickeln wird. Das EBIT reduzierte sich infolgedessen um 32.3 Mio. CHF auf –53.9 Mio. CHF (Vorjahresperiode: –21.6 Mio. CHF) bei einer EBIT-Marge von –12.3% (Vorjahresperiode: –5.6%). Ohne den negativen Einmaleffekt aus der Wertberichtigung betrug das EBIT –1.9 Mio. CHF mit einer EBIT-Marge von –0.4%. Damit lag es um 14.1 Mio. CHF oder 3.7 Prozentpunkte über dem EBIT vor Einmaleffekten der Vorjahresperiode. Die markante Ergebnis- und Margenverbesserung ist hauptsächlich auf klare Fortschritte beim Turnaround und das Volumenwachstum zurückzuführen.

Der Umsatz der Business Group Asia in Schweizer Franken reduzierte sich um 12.5 Mio. CHF auf 119.1 Mio. CHF (Vorjahresperiode: 131.6 Mio. CHF). Der organische Umsatz in Lokalwährungen ging dabei um 2.3% zurück, während der Markt um 10.6%* wuchs. Das akquisitionsbedingte Wachstum betrug 2.3%. Negative Wechselkurseffekte belasteten die Umsatzentwicklung gegenüber der Vorjahresperiode mit 12.6 Mio. CHF. Der Rückgang gegenüber dem Markt wurde durch zwei Faktoren getrieben: Einerseits erzielte die Business Group Asia einen geringen Umsatzanteil mit chinesischen Fahrzeugherstellern, die insbesondere für das Marktwachstum in China verantwortlich waren. Andererseits sanken die Produktionszahlen japanischer Fahrzeughersteller in China. Trotz des Umsatzrückgangs konnte die Business Group Asia ihre EBIT-Marge im Vergleich zur Vorjahresperiode um 0.4 Prozentpunkte auf 10.1% steigern (Vorjahresperiode: 9.6%). Volumenbedingt sank das EBIT jedoch um 0.7 Mio. CHF auf 12.0 Mio. CHF (Vorjahresperiode: 12.7 Mio. CHF). Unter Herausrechnung von einmaligen negativen Sondereffekten in Höhe von 0.8 Mio. CHF, die durch Restrukturierungen in China anfielen, konnte auch das absolute EBIT um 0.1 Mio. CHF auf 12.8 Mio. CHF mit einer EBIT-Marge von 10.8% gesteigert werden.

Die Business Group SAMEA erzielte ein Umsatzwachstum in Lokalwährungen von 36.8%. Dieses Wachstum ist hauptsächlich auf Inflationskompensationen zurückzuführen und lag volumenmässig auf dem Marktniveau, das um 4.7%* zulegte. Aufgrund der anhaltend hohen Abwertung verschiedener Lokalwährungen sank der Umsatz in Schweizer Franken um 3.2 Mio. CHF auf 55.7 Mio. CHF (Vorjahresperiode: 58.8 Mio. CHF). Dank anhaltend hoher operativer Effizienz erzielte die Business Group SAMEA ein EBIT von 9.7 Mio. CHF (Vorjahresperiode: 9.8 Mio. CHF) und mit 17.5% (Vorjahresperiode: 16.6%) ihre bisher beste EBIT-Marge.

Integration des Automotive-Geschäfts von Borgers

Die im Januar 2023 angekündigte Übernahme des Automotive-Geschäfts von Borgers wurde nach Vorliegen aller kartellrechtlichen Freigaben mit Wirkung per 1. April 2023 erfolgreich vollzogen. Damit betreibt Autoneum weltweit neu 67 Produktionsstätten und beschäftigt rund 16 600 Mitarbeitende in 24 Ländern. Mit der Übernahme der deutschen Traditionsfirma baut Autoneum seine globale Marktführerschaft im nachhaltigen Akustik- und Wärmemanagement von Fahrzeugen weiter aus. Die organisatorische Integration des Unternehmens Borgers in die Business Groups Europe, North America und Asia schreitet planmässig voran und soll bis Ende des Jahres 2023 vollständig abgeschlossen werden.

Im Einsatz für die Elektromobilität mit nachhaltiger Schallabsorption in Unterbodenverkleidungen

Die Elektrifizierung von Fahrzeugen bleibt ein Schlüsselthema für die wichtigsten Märkte. Bereits heute produziert Autoneum speziell für Elektrofahrzeuge entwickelte Komponenten, die durch ihr geringes Gewicht eine höhere Fahrreichweite ermöglichen und gleichzeitig den neuen akustischen Anforderungen dieser Fahrzeugkategorie gerecht werden.

Mit Ultra-Silent Tune hat das Unternehmen im ersten Halbjahr 2023 eine weitere Innovation für nachhaltigen Lärmschutz auf den Markt gebracht. Ultra-Silent Tune, Autoneums neue, leichtgewichtige und besonders umweltfreundliche Technologie für Unterbodenverkleidungen, reduziert dank der innovativen Anwendung von Kammerresonatoren die Abrollgeräusche der Autoreifen signifikant. Die schallabsorbierende Technologie aus 100% Polyester verringert nicht nur die Lärmbelastung, sondern verbessert auch den Fahrkomfort in Elektroautos deutlich. Darüber hinaus erfüllt Ultra-Silent Tune höchste Ansprüche bezüglich Nachhaltigkeit.

Wechsel in der Konzernleitung

Mit Daniel Bentele hat der Verwaltungsrat der Autoneum Holding AG ein neues Mitglied der Konzernleitung ernannt. Seit dem 1. Juli 2023 ist er Leiter der Business Group Europe und folgt auf Dr. Alexandra Bendler, die Autoneum auf eigenen Wunsch verlassen hat. Der Verwaltungsrat dankt Dr. Bendler ganz herzlich für ihr grosses Engagement und die langjährige Zusammenarbeit und wünscht ihr für die Zukunft alles Gute. Daniel Bentele hatte vor seinem Eintritt in das Unternehmen verschiedene Führungspositionen in der Automobilzulieferindustrie inne, unter anderem war er Vice President für die Region Asien-Pazifik bei der internationalen Mahle-Gruppe. Er verfügt über ausgezeichnete Kenntnisse der Automobilbranche sowie über Erfahrung mit der Integration übernommener Unternehmen und der erfolgreichen Umsetzung regionaler Strategien.

SBTi anerkennt wissenschaftsbasierte Ziele von Autoneum

Die wissenschaftlich fundierten Ziele von Autoneum zur Reduktion seiner direkten und indirekten Treibhausgasemissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette wurden am 12. Januar 2023 durch die «Science Based Targets»-Initiative (SBTi) validiert. Damit hat Autoneum einen wichtigen Meilenstein erreicht. Die Ziele des Unternehmens stehen im Einklang mit den Zielen des Pariser Abkommens, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2°C zu begrenzen, und unterstützen die bereits fest in der «Advance Sustainability»-Strategie verankerten Umweltziele von Autoneum. Am 24. März 2023 hat Autoneum seinen Nachhaltigkeitsbericht 2022 publiziert und messbare Fortschritte in den Bereichen Umwelt, Soziales, Governance und Compliance ausgewiesen. Im Berichtsjahr ist es Autoneum gelungen, die Treibhausgasemissionen gesamthaft zu reduzieren und seine Recyclingkapazitäten auf globaler Ebene weiter auszubauen. Mit der Verankerung des Nachhaltigkeitskriteriums im Executive Bonus Plan unterstreicht das Unternehmen sein Bekenntnis zu einer nachhaltigen Zukunft.

Ausblick UNVERÄNDERT

Gemäss den aktuellen S&P-Marktprognosen wird erwartet, dass die weltweite Automobilproduktion im Jahr 2023 gegenüber 2022 um 5.7%* steigen wird. Autoneum geht davon aus, dass sich die Produktionsvolumen in den verschiedenen Regionen im Einklang mit den Prognosen entwickeln werden. Die Verhandlungen mit Kunden laufen weiter und Autoneum rechnet in der zweiten Jahreshälfte mit einem vollständigen Ausgleich der gestiegenen Kosten bei Rohstoffen, Energie, Transport und Personal. Basierend auf der prognostizierten Marktentwicklung und den neu verhandelten Kundenverträgen bestätigt Autoneum den im März 2023 veröffentlichten Ausblick. Das Unternehmen erwartet für das Geschäftsjahr 2023 einen Gesamtumsatz von 2.4 bis 2.5 Mrd. CHF zu unveränderten Wechselkursen, eine EBIT-Marge von 3.5% bis 4.5% vor Sondereffekten und einen Free Cashflow im höheren zweistelligen Millionenbereich ohne akquisitionsbedingte Netto-Cash-Abflüsse.

Dank

Verwaltungsrat und Konzernleitung danken den Aktionärinnen und Aktionären, den Kunden und Geschäftspartnern, mit denen uns eine vertrauensvolle Zusammenarbeit verbindet, und den weltweit rund 16 600 Mitarbeitenden für ihre Loyalität gegenüber dem Unternehmen und ihren unermüdlichen Beitrag zum Erfolg.

Winterthur, 22. August 2023

Hans-Peter Schwald

Präsident des Verwaltungsrats

Eelco Spoelder

Chief Executive Officer

  1. *S&P Marktprognose vom 15. August 2023